Baku 11.- 20.04.2019

Vom äussersten Osten Europas, den kanarischen Inseln, sind wir in die östlichste Stadt Europas gereist, nach Baku. Bis vor kurzem wusste ich nicht, dass Aserbaidschan zu Europa zählt. Ich war immer der Ansicht, östlich von Istanbul beginnt Asien...

Aserbaidschan hat etwa gleich viel Einwohner wie die Schweiz, ist aber doppelt so gross. Zusammen mit Georgien und Armenien bilden sie den Transkaukasus. Kaum eine andere Gegend wurde so oft das Ziel von Eroberungen: Um 60 n. Chr. hielten die Römer für kurze Zeit die Gegend besetzt, danach kamen die Parther und dann die Byzantiner. Die Sassaniden brachten den Zoroastrismus und mit den Arabern wurde im 8. Jh. der Islam im Transkaukasus verbreitet. Darauf folgten Seldschuken, Mongolen, Tartaren und Mamaluken. Zu Beginn des 17. Jh. wurde durch die Eroberund der persischen Safawiden die Gegend schiitisch. Ab dem 18. Jh. geriet der ganze Kaukasus in den Einflussbereich der russischen Zaren, welche ab 1870 die Industrialisierung der Erdölwirtschaft Aserbaidschans einleite und das Öl die Entwicklung ihrer Wirtschaft nutzten. Am Ende des 19. Jh. kam rund die Hälfte des weltweit geförderten Erdöls aus Aserbaidschan. In dieser Zeit entstanden die zahlreichen Prachtbauten, die heute noch die Innenstadt von Baku prägen.    


Allerdings, häufig täuscht der Schein: Was aus dem 18. oder 19. Jahrhundert zu stammen aussieht, ist öfters nicht mehr als ein paar Jahre alt. Ein Architekturstil, den man hier sehr häufig fiindet und der als Laie auf den ersten Blick gar nicht erkennbar ist: Neohistorismus. Dabei werden Neubauten aus verschiedenen Elementen vergangener Epochen (Barock, Rokoko, Klassik) erbaut, so dass der Bau alt aussieht. Dabei handelt es sich wohlverstanden nicht um Renovationen, sondern um komplette Neubauten.

Hier ein paar Beispiele "alter" Neubauten:

Geschmacksache, aber für mich ist dies eine uninspirierte und rückwärtsgewandte Architektur.

Während den Wirren am Ende des ersten Weltkrieges gelang es Aserbaidschan, die Unabhängigkeit zu erklären. Diese dauerte aber nicht mal ein Jahr. Danach besetzten die Bolschewikii das Land und gliederten es als"Sozialistische Sowjetrepublik Aserbaidschan" in das Sowjetreich ein. Erst 60 Jahre später, nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion, wurde Aserbaidschan wieder unabhängig, verlor aber nach einem blutigen Krieg mit Armenien fast einen Fünftel seines Territoriums, was auch heute noch ein grosses Trauma für die Aserbaidschaner darstellt, das sich auch auf die junge Generation, welche den Krieg nicht mehr miterlebt hat, übertrug. Die Grenzen zu Armenien sind geschlossen, es bestehen weder Handels- noch diplomatische Beziehungen.

Mehr zur komplexen politischen Situation und den Konflikten im Südkaukasus folgt in einem späteren Artikel.

Das neue  Baku

In den letzten Jahren wurde in Baku sehr viel gebaut und auch viel in moderne Architektur investiert. Das Ergebnis ist imposant:

Das beeindruckendste Gebäude ist sicher das 2013 erstellte Heydar Aliyev Center der aus dem Irak stammenden Architektin Zaha Hadid (1950-2016)

Der Anblick dieses Bauwerks wirkt- vor allem aus grösserer Distanz - imponierend.

Trotzdem: Ich finde es überdimensioniert und gigantomanisch. Wenn ich dann noch höre, dass das Gebäude von oben betrachtet die Unterschrift des ersten Präsidenten Heydar Aliyew (1923-2003) der Republik Aserbaidschan darstellen soll, kippt das schon ins lächerliche.

Krass ist auch der Gegensatz zwischen den mächtigen Architekturmonumenten und Wohnbauten, wie sie vielerorts noch das Strassenbild prägen:

Die Menschen

Überall in Baku trafen wir auf sehr liebenswürdige, gastfreundliche, hilfsbereite und offene Menschen. Wir hatten viele schöne Begegnungen und interessante Gespräche.

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Kommentare: 2
  • #1

    Carmen, de Crossfit (Donnerstag, 25 April 2019 16:53)

    No me extraña que encontréis gente amable, ya que vosotros atraéis ese tipo de persona, por lo mucho que sabéis transmitir. Enhorabuena pareja, disfrutad de todo y todos los días.

  • #2

    Beatrice (Sonntag, 05 Mai 2019 17:22)

    Danke für die interessanten Infos und Details. Ich bewundere immer wieder wie ihr offen auf die Leute zugeht. Hält da Bellazmira ein Mikrophon in der Hand?????
    Weiterhin viele schöne Erlebnisse. Grüsse aus dem winterlichen Oberlunkhofen.