Moldawien 5.-10. Sept.

Moldawien gehörte ab 1812 zum russischen Kaiserreich, kam nach dem 1. Weltkrieg zu Rumänien und wurde 1945 in die Sowjetunion eingegliedert. Bei der Auflösung der Sowjetunion 1991 machte sich Moldawien als "Republik Moldau" selbstständig.  Der russische Einfluss ist auch heute noch gut spürbar - und auch hörbar. Fast alle Leute auf der Strasse sprechen russisch untereinander, obwohl die Geschäfte, Restaurants, Verwaltungsgebäude rumänisch angeschrieben sind. Die Englischkenntnissse der Moldawier/-innen sind auch einges schlechter als die der Rumänen und Rumäninnen.

Moldawien ist das ärmste Land Europas, und auch das ist gut sichtbar. Viele Gebäude sind in einem sehr schlechten Zustand, ebenfalls die Trottoirs, was nachts bei der schlechten Strassenbeleuchtung ausserhalb des unmittelbaren Zentrums Spaziergänge  schwierig macht. Auch sind die Menschen in der Hauptstadt vielfach ärmlich gekleidet und wirken verhärmt und verbittert.

Es gibt auch viele Bettler/-innen, vor allem Alte und Invalide. Auffällig ist aber auch, das viele Leute Almosen geben.

In Moldawien war ich nur in der Hauptstadt, in Chisinau (Aussprache: Kischinau, wusste ich bis vor kurzem auch nicht), denn der Herbst macht sich schon bemerkbar und ich will noch tiefer in den Osten reisen. Natürlich gibt es auch hier wie in allen Hauptstädten gepflegte Bauten, meistens Regierungsgebäude. Sehr beliebt und belebt sind auch zwei Parkanlagen, direkt im Zentrum.

 

Aber vieles in der Stadt wirkt doch arg vernachlässigt, einige grosse Gebäude mitten im Zentrum, die noch aus der Sowjetzeit stammen, zerfallen langsam vor sich hin, ebenso ein riesiges Sportstadion, das vor Jahren schon aufgegeben wurde, ist verrammelt und sei nun von wilden Hunden bevölkert. Kurz: An vielen Ecken bietet Chisinau nicht gerade ein fröhliches Bild. Auch die Gespräche, die ich mit Einwohner/-innen führen konnte, sind geprägt von Enttäuschung über die korrupte Politikerkaste, Perspektivlosigkeit, z.T. auch von Zynismus, hier vielleicht noch stärker als im übrigen Balkan, da die wirtschaftliche Lage besonders prekär ist. Mittelfristig finde ich dies eine gefährliche Situation: Ein idealer Nährboden für Populisten jeglichen Couleurs.

Imponiert haben mir aber mein AirB&B-Gastgeber Igor, der für sich und seine Gäste eine grüne Oase geschaffen hat und eine IT-Unternehmerin, die auch nach vielen Rückschlägen nicht aufgibt und immer wieder mit viel Kreativität und Risikobereitschaft neues anpackt.

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