Teheran 7.-14. Juni 2019

Ich war vor zwanzig Jahren schon einmal in Teheran und fand diese Stadt fürchterlich: Mörderischer Verkehr, laut, extreme Luftverschmutzung, hässliche Häuser, abweisende und rücksichtslose Menschen - eine richtige Kopfwehstadt. Ich war also vor unserem jetzigen Besuch auf das schlimmste gefasst - und fand es halb so wild.

Der Verkehr ist zwar immer noch eine Plage und an die Motorräder, die ungeniert auf den Trottoirs fahren oder durch Einhahnstrassen fahren, werde ich mich wohl nie gewöhnen, aber die Luftqualität fand ich nun für eine Grossstadt absolut erträglich.

Hat sich nun die Stadt so radikal geändert oder meine Wahrnehmung? Wohl eher letzteres. Ich bin mich heute eher an chaotische Metropolen wie Bombay oder Bangkok gewöhnt als vor zwanzig Jahren. Aber es kann auch sein, dass die Lufttverschmutzung durch die neuen Autos - viele fahren mit Gas  - besser ist als früher. Zudem waren in der Woche, als wir in Teheran waren, teilweise noch Feiertage und viele Stadbewohner nutzen die Gelegenheit, um aufs Land zu fahren oder andere Städte zu besuchen. Generell haben wir im Iran sehr viele einheimische Touristen gefunden, kaum aber Ausländer/-innen. Trotdem: Eine Stadt zum Entspannen ist Teheran nicht (aber welche Grossstadt ist das schon) und belegt auf einer Städterangliste der Lebensqualität den 200sten Platz von 231 untersuchten Städen

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Wenige Gehminuten von den Strassen entfernt finden sich ruhige Gassen, kleine Parks, Quartierläden, moderne Bistros und entspannte Menschen.

 

Öffentliche Plätze sind sind im Sommer tabsüber meist verlassen, was bei den Temperaturen von z.T. über 40 Grad verständlich ist. Aber abends füllen sich Parks und Freizeitanlagen und viele Familien bringen das Essen mit und picknicken bis spät in die Nacht.

https://youtu.be/fbaf5llJ9A0

 

Teheran hat etwa gleich viel Einwohner/-innen wir die Schweiz und ist etwas grösser als der Kanton Glarus.

Bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts war Teheran eine unbedeutende Provinzstadt und zählte nur 15'000 Bewohner/-innen. Nachdem eine neue Herrscherdynastie, die Kadscharen, Teheran zur Hauptstadt Persiens machten, setze allmählich der Aufschwung ein: Moscheen und Paläste wurden gebaut und das Stadtgebiet erweitert. Der grosse Sprung erfolgte allerdings erst in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts unter der Herrschaft des letzten Schahs: Durch die Eingemeindung von Vorortsgemeinden, und eine Verbesserung der Infrastruktur wuchs die Stadt explosionsartig.

 

 

Teheran hat sich aber einige ruhige Oasen bewahrt, so z.B. der prächtige, dem Golestanpalast mitten in der Stadt, der Ende des 18. anfangs des 19. Jahrhunderts errichtet wurde. Es war der Herrschersitz der Kadscharen-Dynastie. Unter der letzten Schahdynastie, den Pahleviden, wurde allerdings ein Grossteil des weiträumigen Palasts abgerissen um einem neuen Stadtteil Platz zu machen. Die ehemalige Pracht und Grösse des Palastes lässt sich heute aber noch erahnen.

 

Wie Bellazmira schon im vorhergehenden Artikel beschrieb, ist die Aufmerksamkeit, die Höflichkeit, die Hilfsbereitschaft, aber auch die Neugier der Iraner/-innen sehr gross. Wir werden auch in der Millionenstadt Teheran sehr häufig angesprochen oder man begrüsst uns mitten auf der Strasse oder ruft uns aus dem Auto "Welcome in Iran" zu. Öfters ergeben sich auch interessante Gespräche und ich spreche die Leute auch sehr schnell auf die aktuelle politische Lage an, dazu mehr in einem späteren Artikel. 

 

 

 

 

In Teheran wurden wir von Ahmed, den wir zusammen mit seiner Freundin Mariam in Tabriz im Norden des Landes kennen gelernt haben, mit dem Auto vom Autobahnhof abgeholt, in ihrem Heim fürstlich bewirtet und danach noch ins Hotel gefahren.

Die beiden planen eine Reise nach Deutschland wo Ahmed studierte und wir hoffen sehr, die beiden wiederzusehen und unsere angeregten Gespräche über Gott und die Welt weiterzuführen.


Nach unseren Erfahrungen mit dem Iran-Visum, welches wir mit viel Aufwand in Baku eingeholt haben (s. Artikel Baku), waren wir vor unserem ersten Gang ins chinesische Konsulat recht nervös. Genau lasen wir die (widersprüchlichen) Informationen zum Thema "Visum China" im Web. Eine Information, auf die wir in zwei verschiedenen Quellen stiessen besagte, dass seit 2017 in Teheran nur noch Visa an iranische Bürger/-innen ausgestellt würden. Eine weitere, auch mehrfach abgesicherte Information lautete, dass jetzt nur noch das neue (2019er) e-Visum-Formular akzeptiert würde. Dieses liess sich für den Iran aber nicht ausfüllen. Trotzdem: Da wir unbedingt nach China wollten und mit dem Visum-Antrag nicht bis Usbekistan warten wollten, bereiteten wir uns minutiös vor, füllten die Formulare "tüpflischiisser"-mässig genau aus, reservierten all die verlangten Hotels und Flüge, erstellten im Fotostudio Passfotos nach ihren Vorschriften - und siehe da: Die nette Konsulatsangestellte prüfte unseren Antrag mit sämtlichen Unterlagen und hiess uns in vier Tagen wieder kommen mit den geforderten Visa-Gebühren in US-Dollar. Und tatsächlich: Am vereinbarten Tag wurde uns das Visum ausgehändigt! Am liebsten hätten wir mit Champagner angestossen - aber wir sind ja im Iran...

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Kommentare: 1
  • #1

    Carmen, de Crossfit (Montag, 08 Juli 2019 17:32)

    Willy, leo todo lo que pones y me imagino esa carita tuya tan agradable y....me encanta todo lo que cuentas y cómo lo cuentas.
    La verdad es que tenéis un blog muy ameno de visitar.
    Gracias por transmitir tanta información de una forma tan natural y agradable.
    Besos a los dos