Kirgistan, der Süden

31. Juli - 06. August 2019

Kirgistan, auch Kirgisistan oder früher Kirgisien genannt, ist viermal so gross wie die Schweiz, hat aber nur 6.2 Millionen Einwohner/-innen. Wie Tadschikistan ist Kirgistan ein Bergland: 94% des Landes sind gebirgig und Landwirtschaft ist nur auf 20% des Bodens möglich. Trotzdem ist Kirgistan ein Agrarstaat und die Industrie ist nur schwach entwickelt und seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion stark rückläufig. Ein wichtiger Wirtschaftsfaktor sind die Überweisungen der Kirgis/-innen, die im Ausland leben, überwiegend in Russland und in Kasachstan.

Wie in allen Stan-Ländern herrscht auch hier ein Völkergemisch: Nur 65% sind Kirgisen, die übrigen 35%  sind Russen, Ukrainer, Dunganen (chinesische Muslime), Uiguren und weitere Minderheiten. 

 

 

In Kirgistan sind wir vom usbekischen Ferganatal her eingereist, wo wir ein holländisches Paar - Conny und Sjoerd  - kennen gelernt haben, mit dem wir uns schnell sehr gut verstanden. So haben wir nicht nur ein Taxi über die Grenze geteilt, sondern sind die nächsten Tage gemeinsam gereist.

 

Unsere erstes Ziel in Kirgistan war Osch, die zweitgrösste Stadt des Landes. Hier finden sich viele Individualtouristen, viele unterwegs mit Fahrrad, Motorrad, Toyota Landcruiser oder Truck, 

welche die Stadt als Ausgangsbasis für ihre Touren in den Süden des Landes nutzen.

Mit öffentlichen Verkehrsmitteln kommt man in Kirgistan nicht in abgelegene Bergregionen. Man ist auf Agenturen angewiesen, von denen es in Osch einige gibt. So haben wir zusammen mit Connie und Sjoerd bei CBT (Comunity Based Tourism), einer basisorienterten Reiseagentur eine Tour mit Übernachtungen bei Gastfamilie und einfachem Guesthaus in die südliche Bergregion gebucht.

 

Unser Fahrer fuhr uns mit geländegängigem SUV hoch in die Berge nach Sary Oi, einer Gegend mit Alpwirtschaft. Im Gegensatz zur Schweiz sind es aber immer ganze Familien, welche den Sommer auf der Alp verbringen. Wir haben es sehr gut getroffen mit unserer Gastfamilie, die uns herzlich und unkompliziert aufgenommen hat und wir hatten Gelegenheit, den Tagesablauf einer kirgisischen Alpwirtschaft mitzuerleben. Die ganze Familie war von früh bis spät auf den Beinen und hat fast pausenlos gearbeitet. Auch die kleinsten halfen ganz selbstverständlich mit.

Der 74jährige Grossvater baute u.a. gerade einen neuen Tandoor-Ofen, wo das Brot gebacken wird.

Seine 34jährige (Schwieger-?) Tochter, Mutter von fünf Mädchen, kocht, melkt, schaut zu den Kindern - und zu den Touristen und und und...

 

 

 

 

Nebenbei lernt sie auch noch etwas Englisch. Die wichtigsten Sätze, die sie als Gastgeberin  ausländischer Tourist/-innen benötigt, sind auf einem Zettel in der Küche aufgehängt. Zum Teil sind die englischen Phasen zusäzlich noch in phonetischer Schrift mit kyrillischem Alphabet transkribiert.

 

Die vier Töchter (die fünfte war zusammen mit dem Vater im Tal) betätigten sich zusammen mit ihren Freunden aus den benachbarten Alpen gerne als Fremdenführer/-innen.

Eine berühmt/berüchtigte Spezialität in Zentralasien ist Kumys, eine leicht alkoholhaltige gegorene Stutenmilch. Alle Kirgisen lieben es ausserordentlich. Mir wurde bei einem Besuch bei Nachbarn eine grosse Schale voll davon gereicht. Ich hab's probiert, brauchte aber schon etwas Überwindung, da ich schon mit (unvergorener) Kuhmilch meine Mühe habe. Ich war überrascht, dass ich den Geschmack ganz angenehm fand und habe die Schale fast leer getrunken. Ganz leer geht nicht, sonst wird immer wieder nachgeschenkt, Widerrede hilft nicht. Kumys ist also ganz OK und absolut trinkbar. Aber ehrlich: Wein schmeckt mir besser, viel besser!

 

Ich wollte mich dann bei der Herstellung von Kumys auch nützlich machen. Die Milch wird in einer (Lamm- oder Ziegen-)Haut gestampft. Ein wirklich nennenswerter Beitrag zur Produktion habe ich aber wohl doch nicht geleistet.

 

Gegessen und geschlafen haben wir in einer Jurte, dem traditionellen Wohnzelt der asiatischen Steppenvölker. Auch heute ist diese Zelte von der Mongolei bis Tadschikistan weit verbreitet. Gegessen wird an einem niedrigen Tisch (sehr unbequem, fast appetitverderbend für mich) und zum Schlafen werden Matrazen und Decken ausgerollt, die tagsüber hinter dem bunten Vorhang im Bild rechts verstaut werden.

 

Es war eine sehr schöne Erfahrung für uns, diese Familie kennen zu lernen und wir haben sie in dieser kurzen Zeit ins Herz geschlossen.


Weiter ging es dann zu einem versteckten Bergsee, wo wir spontan von einer Familie zu Tee und frisch gebackenem Brot mit einer Art Sauerrahm (schön fett und schmackhaft) eingeladen wurden.

Die nächste Nacht verbrachten wir im Alai-Tal im äussersten Süden Kirgistans. Hier hat man eine fantastische Sicht auf die Pamir-Gebirkskette und den 7134 Meter hohen Pik Lenin:


Da wir es verpassten, uns frühzeitig um einen Transport zurück zum 220 km entfernten Osh zu kümmern, mussten wir Autostopp machen. Wir wurden bald mitgenommen und zu unserem beidseitigen Erstaunen, von Imash, einem Projekteiter von HELVETAS! Wir hatten auf dem ganzen Rückweg eine sehr angeregte Unterhaltung und erhielten Einblick in die HELVETAS-Tätigkeit in Kirgistan.

https://www.helvetas.org/en/kyrgyzstan

 

Da wir uns gut verstanden, verabredeten wir uns für den nächsten Tag zu einem gemeinsamen Essen mit ihm und Shirin, einer weiteren Mitarbeiterin von HELVETAS.

 

Hier die beiden, wie sie uns amüsiert demonstrieren, wie man in Kirgistan Bier trinkt:

Mit Trinkhalm! Wobei in der Regel nur die Frauen ihr Bier mit einem Trinkhalm serviert bekommen.

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Kommentare: 1
  • #1

    Carmen, de Crossfit (Samstag, 31 August 2019 17:32)

    Creo que a mí también me gusta más el vino que esa bebida de leche jajaja