Über den Forgotten World Highway quer durch die Republik Whangamomona 8. - 10.2.2023

Mit dem Mietwagen sollte es nun von Taupo an die Westküste der Nordinsel gehen, nach New Plymouth. Da uns Google Maps die Strecke mit 312km angab und eine reine Fahrzeit von 4h41min berechnete, beschlossen wir, unterwegs zu übernachten. 

A = Taupo  /  B = Whangamomona  /  C = Pohokura (Unterkunft)  /  C = New Plymouth/Taranaki

Der Weg führt über den Forgotten World Highway, eine kaum befahrene, kurvenreiche und enge Strasse, streckenweise nicht asphaltiert, über Berge, durch Täler und abwechslungsreiche, staunenswerte Landschaften. Und dann noch mit einem schmalen, unbeleuchteten Tunnel! Eine Strasse, genauso wie ich sie liebe! Auf gehts!

Hier ein 3:33 min Video (nicht von uns), das einen guten Einblick über den Forgotten Highway gibt.

Da die AutorInnen des Videos vor allem auf die Strasse fixiert waren und kaum auf die Landschaft, hier ein paar Fotos von uns.

Die Republik Whangamomona

Am 1. November 1989 riefen die EinwohnerInnen der Gemeinde Whangamomona ihre Unabhängigkeit aus und gründeten eine Republik.

Dies passierte aber nicht aus heiterem Himmel, sondern die Bewohner dieser abgelegenen Gegend waren schon vor 100 Jahren rebellisch. 

Im Jahr 1895 gründeten die ersten Siedler die Gemeinde Whangamomona. Die Distriktregierung war weit weg und in den ersten Jahren für die BewohnerInnen nicht spürbar. Das blieb aber nicht so. Der Druck auf die Gemeinde, sich den (aus ihrer Sicht) bürokratischen Regeln zu beugen nahm zu - bis sich 1908 Whangamomona für autonom erklärte und einen eigenen Gemeinderat wählte. In den folgenden Jahrzehnten schlug man sich mehr schlecht als recht durch, bis Mitte der Fünfziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts die finanzielle Notlage die Gemeinde dazu bewog, sich wieder der Distriktregierung zu unterwerfen. Sehr lange hielt dieser Burgfrieden aber nicht. 34 Jahre sollte durch eine regionale Verwaltungsreform die Gemeinde geteilt und unterschiedlichen Distrikten zugeordnet werden. Damit konnte sich Whangamomona gar nicht anfreunden und erklärte die Unabhängigkeit.

 

 

So ganz ernst war die Angelegenheit aber nicht. Man wählte zwar einen Gemeindepräsidenten - in den ersten 10 Jahren war das ein Mann - danach wurden aber eine Ziege und bei den nächsten Wahlen ein Pudel in dieses Amt gewählt.
Heute ist die "Republik Whangamonoma"  vor allem ein Anlass, alle zwei Jahre ein grosses Fest, den Republic Day,  zu organisieren, der auch viele in- und ausländischen Touristen anlockt.

 

Bei der letzten Volkszählung 2018 hatte Whangamomona noch 126 EinwohnerInnen, rund ein Drittel weniger als vor 20 Jahren. Die Alten bleiben, die Jungen ziehen weg. Man könnte auch von "Republikflucht" sprechen.

 

Die meisten Gebäude wurden Anfang des 20. Jahrhunderts errichtet.

Das ehemalige Bankgebäude, heute Wohnhaus.

Bild links von Ulrich Lange, Dunedin, NZ von 2010. Bild rechts von uns, heutiger Zustand.

 

 

links: Das Hotel bei der Eröffnung. Wahrscheinlich steht hier die gesamte Gemeindebevölkerung auf der Terrasse.

rechts: Das Hotel/der Pub dient heute auch als "Regierungssitz".


Nur noch wenige Kilometer waren es von Whangamomona bis zu unserer Unterkunft. Wir waren gespannt, denn die Ausschreibung und die Fotos dazu in booking.com versprachen vieles: Ganze Villa mit vier (!) Schlafzimmern, Wohnzimmer, Küche, 100m2. Und das für 80 Euro pro Nacht? Mit einer sensationellen Durchschnittsbewertung von 9.9 bei 84 Bewertungen?

Wir wurden nicht enttäsucht. Schon die Lage ist phantastisch: Auf einer Hochebene in einem weiten Tag ein sehr gepflegtes und kürzlich renoviertes Landhaus, kein ein anderes Wohnhaus in Sichtnähe.

Auch das Innere lässt sich sehen. Eine vollständig eingerichtete Küche mit Geräten hoher Qualität, ein grosses Wohn-/Esszimmer, Veranda mit Sicht auf die tiefgrüne Landschaft, ein gepflegter Garten - und es sind wirklich vier Schlafzimmer.

 

 

 

 

 

Eine Mitbewohnerin - oder wohl eher Besitzerin - gab es auch. Als die Familie ein neues Haus gebaut hat und umgezogen ist, ging die Katze Kitty wieder zum alten Haus zurück. Seither wohnt sie dort, hat durch Katzentüren jederzeit Zutritt und wird von der Familie oder durch Gäste im Haus versorgt.

Ich unternahm einen längeren Spaziergang durch Wiesen und Wälder, vorbei an Kuh- und Schafweiden. Bellazmira zog es vor, den sonnigen Tag entspannt im Garten zu verbringen.

Als Ziel meiner Wanderung hat mir unsere Gastgeberin einen ca. 80 m langen, 1.6 m hohen Tunnel im Wald empfohlen, der Anfang des letzten Jahrhunderts von den Holzfällern durch den Fels geschlagen wurde, aber schon Jahrzehnte nicht mehr genutzt wird.

Ich habe es nicht geschafft, den ganzen Tunnel zu durchqueren. Wenige Meter vor dem Ziel kehrte ich um. Der ganze Tunnel war sehr nass und matschig und am Ende bewegte ich mich im lehmigen Schlamm wie auf Glatteis. Trotzdem, eine faszinierende Erfahrung war es schon.

 

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