Franz Josef in Neuseeland 12. - 15.03.2023

Nein, der österreichische Kaiser (1830 - 1916) war sicher nie in Neuseeland, aber ein der berühmteste Gletscher und ein nahe gelegenes Dorf tragen seinen Namen. Der deutsche Entdecker Julius von Haast taufte den Gletscher 1865 zu Ehren des Kaisers auf dessen Namen.

Julius von Haast würde sich wundern, wenn er sähe, wie der Gletscher heute aussieht. Nicht nur in den europäischen Alpen,sind die Gletscher auf dem Rückzug, auch hier schwindet das Eis und das schon seit Beginn des letzten Jahrhunderts. Das Tempo hat in den letzten zwanzig Jahren stark zugenommen.

Eine Tafel zeigt dies eindrücklich:

Noch vor 20 Jahren war es möglich, das untere Ende des Gletschers zu Fuss zu erreichen. Heute kommt man nicht näher ran als auf diesem Foto. 2012 wurde der Zugang zum Gletscher gesperrt, da es zu gefährlich wurde, die Gletscherzunge zu betreten.

Einige TouristInnen stört das nicht gross: Kommt man zu Fuss nicht mehr zum Gletscher, so fliegt man eben dem Heli hin. Das Angebot im nahe gelegenen Touristendorf Franz Josef ist gross:

Vom Rundflug mit Gletscherlandung bis zum Fallschirmabsprung aus 6000 Meter Höhe wird alles geboten. Das ist cool und easy und die Werbung verspricht: "Ihnen wird die Kinnlade herunterfallen, wenn Sie die natürliche Schönheit dieses atemberaubenden Ortes genießen". Tagsüber starten und landen die Helis in kurzen Abständen und auf der Platform mit Sicht auf den fernen Gletscher ist das Rattern der Helis das Hintergrundgeräusch.

 

Tourismus ist hier aber kein neues Phänomen. Schon vor hundert Jahren strömten Abenteuerlustige zum und auf den Gletscher. 1913 wurde eine Schutzhütte gebaut, mit getrennten Schlafmöglichkeiten für Männer und Frauen.

In der Gegend gibt es ausser dem Gletscher auch noch interessante, gut ausgebaute Wanderwege durch den (kalten) Regenwald, die aber nur von wenigen Besuchern genutzt werden. Ein schöner Ort, um die Ruhe und die saubere Luft zu geniessen.

Im Wald versteckt finden wir auch eine bewundernswerte Pionierleistung aus dem Jahre 1897. Für den Gletscher interessierten sich damals nur Geologen und vereinzelte Touristen. Die Menschen, welche diese abgelegene Gegend bewohnten, wollten nur eins: schnell reich werden. Es war die Zeit des Goldrausches, der Teile von Neuseeland erfasst hatte.

Goldabbau benötigte viel Wasser. Da dieses in einem lukrativen Abbaugebiet nicht vorhanden war, wurde ein 450 Meter langer Tunnel durch harten Granit geschlagen, um Wasser vom Fluss Tatarare umzuleiten. Gearbeitet wurde drei Jahre im Dreischichtbetrieb. 

 

 

 

 

Das goldhaltige Gestein wurde im Tagbau mit Hochdruck-Wasser aus dem Fels gelöst.

 

Der Goldrauch dauerte aber nicht lange und die Gesellschaft, die den Tunnel betrieb, ging schon 1908 pleite.

 

Mitte der 30er Jahre wurde der Tunnel wieder in Betrieb genommen, in ein Wasserkraftwerk eingebunden und blieb bis 1982(!) in Betrieb.

Der Tunnel ist heute noch durchgehend begehbar, aber zum Teil nur 1.5 Meter hoch, es tropft von den Wänden und der Decke und der nasse, unebene Steinboden ist rutschig. Zudem sagt mir mein Outdoor-App, dass am andern Ende - nach 470 Metern - der Weg nur noch ca. 100 Meter weiter geht. Also müsste man wieder durch den Tunnel zurück.

 

So haben wir - trotz Ausrüstung mit Stirnlampen - gerne auf dieses Abenteuer verzichtet.

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