Tasmanien 26.03.-08.04.2023

Nach zwei Monaten Neuseeland kehren wir nun nach Australien zurück. Bei unserem ersten Besuch genügten die drei visafreien Monate nicht, Melbourne und Tasmanien zu bereisen. Das wollen wir nun nachholen.

Vor rd. 35'000 wanderten die ersten Aborigenes über die damals noch bestehende Landverbindung aus Australien ein. Erst vor 12'000 Jahren wurde diese Verbindung überflutet und Tasmanien wurde zur Insel.  

 

Der Name Tasmanien geht zurück auf den niederländischen Entdecker Abel Tasman, der als erster Europäer 1642 diese Insel sichtete. Die ersten Briten liessen sich aber erst 1803 in Tasmanien nieder.

 

Mit der Ankunft der Europäer begann auch die systematische Ausrottung der ca. 5'000 Aborigenes. Schon 50 Jahre nach Ankunft der Kolonisatoren lebten keine mehr in Tasmanien.

 

 

Tasmanien - oder Tassie, wie die EinwohnerInnen ihr Land gerne nennen -  ist 1,5 mal so gross wie die Schweiz, hat aber nur eine Bevölkerung von einer halben Million. Die Hälfte davon lebt in der Hauptstadt Hobart

 

 

Der wohl berühmteste Tasmanier ist Erroll Flynn (1909-1959). Er war zu seiner Zeit einer der bekanntesten Hollywood-Schauspieler, berühmt als Robin Hood, Zorro, Pirat und weitere heldenhafte Rollen in Abenteuerfilmen.

Die Australier sind ja in der Regel einiges lockerer, toleranter, stressresistenter und kommunikativer als Mitteleuropäer. Dies alles trifft auf die Tasmanier - so wie wir sie kennengelernt haben - noch in stärkerem Masse zu. Auch in der Hauptstadt wird man oft auf der Strasse mit einem Lächeln gegrüsst und im Gespräch sind alle sehr gesprächig und witzig. Sogar die Müllmänner übertönen morgens um 6 Uhr mit ihrem schallenden Lachen den Lärm ihrer Arbeit! Ich habe einmal einen Tasmanier gerfragt, was für eine Droge sie nehmen würden, dass sie immer so gut drauf seien. Seine Antwort, auch typisch Tasmanier: "Die bekommen wir mit dem Trinkwasser".  

Die Innenstadt von Hobart prägen Prachtbauten aus der ersten Hälfte des 20 Jahrhunderts...

... während unweit des Zentrums schon - wie vielerorts in australischen Städten - ein- und zweistöckige Häuschen, Quartierläden, originelle Cafés und Restaurants dominieren.

Im Hafen gibt es neben den Segeljachten und Katamaranfähren immer noch echte Fischerboote, die auch auslaufen und Fische zurückbringen und keine Touristenattraktionen sind.

Das alles ist zwar schön und nett und macht Hobart zu einer angenehmen Stadt, in der wir uns gerne aufhalten. Was Hobart aber einzigartig macht, ist das mona, das Museum of Old and New Art. Einzigartig meine ich wörtlich. Ich bin überzeugt, dass kein vergleichbares Museum auf der Welt gibt. Gewisse Gemeinsamkeiten gibt es mit dem Zentrum für Gegenwartskunst Inhotim in Brasilien (s. unseren Blogartikel vom Mai 2022). Beide Institutionen wurden von exzentrischen und sehr, sehr reichen Männern initiert, finanziert und auch heute noch unterhalten und gemanagt.

David Walsh, geb. 1961, ist laut seinem Wikipedia-Eintrag *professioneller Spieler, Kunstsammler und Geschäftsmann". Sein Vermögen machte er mit der Entwicklung eines Glücksspielsystems, das bei Pferderennen und andern Sportarten eingesetzt wird.

Walsh beschloss anfangs Jahrhundert, seine private Sammlung alter, moderner und zeitgenössischer Kunst für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen und liess ein gigantisches unterirdisches Labyrinth als Museum bauen. Unterirdisch, weil er zwei bestehende historische Gebäude auf dem Gelände nicht zerstören wollte.

 

Man taucht also tief unter die Erde und lässt sich auf ein faszinierendes, teils verwirrendes, vielleicht auch schockierendes, aber nie langweiliges Erlebnis ein - das man mit hunderten andern BesucherInnen teilt. Es ist keine ruhige Museumshalle, in dem alle andächtig flüstern, sondern es lebt und brodelt und so soll es nach Walsh auch sein. Es gibt Restaurants, Bars, Konzerte inmitten der Kunstwerke, ein Kino und auf dem Gelände auch Übernachtungsmöglichkeiten und einen Weinberg.

Walsh betreibt auch keine Anbiederung an den Zeitgeist, keine Infantilisierung der Kunst. Das Konzept ist durchdacht und stellt die Kunstwerke wie auch die Besucher in den Mittelpunkt.

 

Jedes Werk wird ohne Titel, Autor, Jahr der Entstehung  präsentiert. Die Betrachter müssen sich auch nicht vor  kleingedruckten, viel zu langen und meist viel zu tief hängenden Beschreibungen drängen. Man lädt sich das Museums-App auf das Smartphone, aktiviert Bluetooth und hat jederzeit Hintergrundinformationen zum Werk, vor dem man gerade steht.

 

 

Eben NICHT so wie hier in einem Museum in Whanganui in Neuseeland.

Unsere Fotos von unserem MONA-Besuch geben keinen befriedigenden Eindruck dieses einzigartigen Museums.

Besser gelingt dies einem kurzen Video des australischen TV-Senders ABC News:


 

 

 

Nach einer Woche Hobart geht es nun mit einem Mietwagen weiter zu einer kleinen Inselrundreise.

 

Port Arthur

 

Im Jahr 1830 legte ein Schiff mit Sträflingen und ihren Wächtern auf der südöstlichen Halbinsel Tasman Peninsula an. Auf einer ehemaligen Holzfällersiedlung mussten die Gefangenen ihr eigenes Gefängnis bauen. Nach drei Jahren wurde dieses eröffnet und mit Schwerverbrechern und Wiederholungstäter aus dem australischen Festland gefüllt.

 

Zwischen 1830 und 1853 waren hier 12'000 Straftäter untergebracht, 1'800 starben in der Haft. Berüchtigt war das Gefängnis für seine Methoden. Die Häftlinge hatten nicht nur Körperstrafen, sondern auch psychische Folter zu ertragen, z.B.absolutes Sprech- und Kontaktverbot untereinander, lange Isolationshaft in Kleinstzellen und  in völliger Dunkelheit,  etc.

 

Port Arthur galt als ausbruchsicher, als das Alcatraz Australiens. Es ist keine gelungene Flucht dokumentiert. Einer hätte es aber fast geschafft. Billy Hunt stülpte sich ein Kängurufell über und versuchte so nachts zuentkommen. Die Verkleidung war so gut, dass die hungrigen Wachen versuchten das vermeintliche Känguru zu schießen, woraufhin sich Hunt ergab.

 

Die Verschiffung von Häftlingen wurde in den 50er Jahren des 19Jh. eingestellt, das Gefängnis wurde aber erst 1877 geschlossen. Heute ist Port Arthur eine beliebte Touristenattraktion.

Auf dem Weg der Ostküste entlang Richtung Norden lohnt es, ab und zu einen Stopp einzulegen und die Aussicht zu geniessen.

Bicheno

Im verschlafenen Städtchen Bicheno an der Westküste gönnten wir uns zwei ruhige Tage und genossen lange Spaziergänge am langen, einsamen Strand.

Eine kleine, unbewohnte Insel lässt sich bei Ebbe zu Fuss erreichen.

Zur unserer nächsten Station  führt unser Weg ins Landesinnere, auf kleinen Landstrassen über Berge durch kaum bevölkerte Gegenden. Zwischendurch halten wir für einen kurzen Spaziergang im Regenwald.

Launceston

 

 

Aus dem Wald in die Stadt. Launceston ist mit 80'000 EinwohnerInnen nah Hobart die zweitgrösste Stadt Tasmaniens.

 Von hier aus unternehmen wir Ausflüge ins Tamar Valley, die beste Weingegend der Insel - und eine weitere Bilderbuchlandschaft Tasmaniens.

 

Folgende Weingüter haben wir besucht:

 

- Small Wonder

- Swinging Gate, mit einem experimentierfreudigen und engagierten winemaker

und

 - Marion's: Hier haben uns sowohl die Weine wie auch die Besitzerin imponiert. Marion, geboren und aufgewachsen in Zypern, jung nach Kanada ausgewandert, dort ihren Mann kennengelernt und mit ihm nach Tasmanien ausgewandert und 1979 das erste Weingut des Tamar Valleys aufgebaut. Eine beeindruckende Frau mit ebensolchen Weinen.

Zurück in Hobart besuchten wir am Abreisetag noch den berühmten Salamanca-Market, der auf dem gleichnamigen Platz in Hobart stattfindet. Der Name soll - so wurde uns gesagt - an die Schlacht erinnern, bei der die Engländer die Franzosen 1812 in der spanischen Provinz Salamanca schlugen. Und wir meinten schon, damit würde die schönste Stadt Spaniens geehrt...

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