Pilgern light: Kumano Kodo 23. - 28.04.2023

Shintoismus, die Religion der Mehrheit der JapanerInnen, ist eine praktische Religion.

Es gibt keinen Gründer, den man anbeten soll, keine Dogmen, die man unter Androhung von Höllenstrafen befolgen muss, keine heiligen Schriften, die man missdeuten kann. Es herrscht auch kein allmächtiger Gott über die Welt, weder einen strafender noch einen liebender. "Du sollst keinen andern Gott neben mir haben" gilt für Shintoisten nicht. 70% der JapanerInnen sind Anhänger des Shintoismus - und 67% bekennen sich zum Buddhismus. Beide Religionen schliessen einander nicht aus, man kann beide gleichzeitig praktizieren.

Die übernatürliche Welt der Shintoisten wir beseelt von Kami. Das können Naturkräfte, Ahnen, Tiere, aber auch abstrakte Konzepte wie Wissen und Glück sein.

 

 

 

 

Eine zentrale Rolle im Shintoismus spielt das Pilgern. Damit verschafft man sich keine Erlösung von Sünden (die es so im Shintoismus nicht gibt), verkürzt nicht die Aufenthaltszeit in einem Fegfeuer (das es, du hast es erraten, auch nicht gibt), sondern man sucht Erleuchtung, will die Harmonie zwischen sich und den Kami fördern, den Ahnen danken, die Schönheit der Natur geniessen.

 

Bei letzterem sind wir voll dabei!

 

 

 

Kumano Kodo ist ein über 1000jähriges Netz von Pilgerwegen, in dessen Zentrum drei wichtige Schreine (Taisha) stehen, welche wir besucht haben.

 

Allerdings sind wir nicht von Schrein zu Schrein gewandert, wie es sich für Pilger gehört, sondern wir haben diese mit dem öffentlichen Bus besucht.

Hongu Taisha

 

 

 

 

 

Hier, wo mit 33 Meter  das grösste shintoistische Tor der Welt steht, stand jahrhundertelang der Kumano Kodo Schrein, Hongu Taisha. Nach einer Flutkatastrophe wurde dieser 1889 an einen höheren Standort, ca.einen Kilometer entfernt, verlegt.

 

 

 

 

Breite Treppen führen zum heutigen Standort von Hongu Taisha,

der wichtigsten Pilgerstätte im Kumano-Netzwerk und dementsprechend gut besucht. Zur Zeit unseres Besuchs hielt sich der Ansturm aber in Grenzen, was sicher auch dem seit Tagen anhaltenden Regenwetter geschuldet war.

Knapp verpasst haben wir das alljährlich Mitte April stattfindende Fest. Wir waren 10 Tage später hier.

Yunomine Onsen

Bäder, und speziell Thermalbäder (Onsen), sind ein wichtiger Bestandteil der japanischen Kultur.

Eines der ältesten befindet sich in der Hongu-Gegend. 

Yunomine Onsen ist ein fester Bestandteil der über 1000 Jahre alten Kumano-Pilgertradition. Die Pilger führten hier  Reinigungsrituale durch, um sich auf die Anbetung in der Kumano Hongu Taisha vorzubereiten.

 

So sind wir dann auch, wie tausende Menschen vor uns über hunderte von Jahren diesen Waldweg von Hongu nach Yunomine gewandert...

 

 

 

... und nach der Ankunft ein schönes, heisses Bad genommen!

 

 

 

 

 

Ein witziger Gag, den Bellazmira sich auf keinen Fall entgehen lassen wollte: Man hier rohe Eier kaufen und diese im heissen Thermalwasser kochen. Nicht nur ein Netz, sondern auch die adäquate Kochzeit wird beim Kauf mitgeliefert: 10 Minuten.

Hayatama Taisha

Während die beiden andern Schreine des Kimano Kodo neueren Datums sind, wurden hier Tempelreste aus dem 12. Jh. nachgewiesen. Alle aktuellen Bauten an diesem Ort stammen aber aus jüngerer Zeit. Wie alle Shinto-Schreine wird auch dieser laufend renoviert, neu aufgebaut (z.B. nach Erdbeben-Schäden) oder nach den Bedürnissen der Gläubigen ergänzt. Daher stammen viele religiöse Bauten aus dem 19. oder 20. Jahrhundert. Authentizität wird in Japan anders definiert als in Europa.

Nachi Taisha

Die Gründer der Schreine wussten sehr wohl, dass der Ort eines Gebetshauses für die Gläubigen auch wichtig ist. So befinden sich viele Schreine an landschaftlich attraktiven Orten. Dies gilt besonders für Nachi Tasha, eingebetet in eine bewaldete Hügellandschaft mit direkter Sicht auf den höchsten Wasserfall Japans. 


Wachstumsphänomen Bambus

Wir wissen, dass Bambus unheimlich schnell wächst, aber wenn wir staunen immer wieder. Hier drei Aufnahmen in Hongu desselben jungen Bambus:

Wachstum in 63 Stunden: ca. 130 cm, pro Stunde 2 cm.

Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    Hoffmann Barbara (Donnerstag, 08 Juni 2023 15:44)

    Ich wandere aus nach Japan, wegen des Shintoismus. oder hat die Sache doch einen Haken? Und dem Bambus beim Wachsen zusehen ist vielleicht auch ganz meditativ. Ich warte erst mal ab, wie ihr persönlich auf mich wirkt, nach dieser Reise.