Enttäuscht wird man nur, wenn man zu viel erwartet: Osaka 08. - 13.05.2023

Nächste Station nach Kyoto: Osaka. Falsche Reihenfolge! Das charmante Kyoto hat uns ausserordentlich gut gefallen und danach hätte es wohl jede andere japanische Stadt schwer gehabt, uns gleichermassen zu beeindrucken.

 

 

Osaka ist berühmt für die vielen Restaurants, wobei Fastfood-Angebote dominieren. Mehrere Quartiere haben sich auf (vor allem japanische) TouristInnen spezialisiert, sind grosse Vergnügungsviertel wie ein riesiger Kreis 4 in Zürich, inklusive Prostitution, aber ohne Hipser.

Anderes hat uns mehr beeindruckt, z.B. eine Ekin-Ausstellung.

 

 

Wir standen vor diesem Eingang des Abeno Hurakas Museum of Art, sahen das starke Plakat und beschlossen, die Ausstellung zu besuchen. Wir hatten keine Ahnung, was uns erwartete.

 

Schon die ersten Bilder überwältigten uns mit ihren kräftigen Farben, den wuchtigen Pinselstrichen, ihrer Expressivität, der dargestellten Brutalität.

Völlig überrascht waren wir dann, als wir die Biografie des Malers, den wir im ersten Moment für einen begnadeten Manga-Künstler des 20. Jh. hielten,  im Begleittext zur Ausstellung lasen.

Ekin, so sein Name, lebte von 1812 - 1867!

In dieser Zeit malte man in Mitteleuropa so,  wie z.B. Anker (Mädchen mit zwei Kätzchen) und Lessing (Tausendjährige Eiche).

Was für ein Unterschied zu den Werken des Zeitgenossen Ekin, aus einem andern Kontinent, einer völlig verschiedenen Kultur, einer gegensätzlichen Lebenerfahrung.

Hirose Kinso - besser bekannt unter seinem Künstlernamen Ekin - genoss eine dreijährige Ausbildung zum Maler bei angesehenen Lehrern und diente danach als Hofmaler einer einflussreichen Adelsfamilie. Lange konnte er dieses bequeme Leben aber nicht geniessen. Er wurde in einen Fälschungsskandal verwickelt und entlassen und tauchte unter. Jahre später gelangte er wieder zu Berühmtheit. Er war nun aber nicht mehr der brave, angepasste Hofmaler, sondern er hatee seinen eigenen, wilden Stil entwickelt. Erhalten sind vor allem seine Kulissen für das Kabuki-Theater, einer traditionellen Theaterform, die auch heute noch  gepflegt wird. Kabuki ist das japanische Pendant zum Shakespeare-Theater des 16 Jahrhunderts: Intrigen, Mord und Totschlag, wild, brutal, ungezügelt, zum Teil aber auch humorvoll - und so sind auch die Theaterkulissen von Ekin.

 

Das folgende siebenminütige Video gibt einen guten Einblick in das Werk von Ekin.


Das Museum mit der Ekin-Ausstellung befindet sich im 16. Stock des höchsten Gebäudes von Osaka. Im obersten Stock auf 287 Metern bietet eine Aussichtsplattform eine überwältigende Rundsicht auf die Stadt.

Bellazmira war es in dieser Höhe aber sichtlich nicht mehr so wohl...


Mitten in der Stadt thront, auf einer kleinen Anhöhe, umringt von einer grossen Grünfläche, die Burg Osaka.

(Bild: Wikipedia)

 

Die Burg wurde 1583 fertiggestellt, aber schon 30 Jahre später während eines Bürgerkriegs zerstört, danach wieder aufgebaut - und nach wenigen Jahren brannte nach einem Blitzschlag der Hauptturm aus.  So ging es eine ganze Weile weiter: Zerstörung, Wiederaufbau, Zerstörung. Der heutige Turm ist eigenlich ein Neubau, fertig gestellt im Jahr 1997 - mit integriertem Aufzug. Wie schon mal erwähnt, haben die Japaner ein anderes Verständnis von Authenzität als Europäer.


Viele JapanerInnen haben ein sehr inniges Verhältnis zu ihren Haustieren, was man vor allem in Parks beobachten kann.

 

 

 

 

Vor allem junge Mädchen lieben es, ihre Stofftiere, die sonst an Schulmappen hängen, vor einem attraktiven Hintergrund zu fotografieren,

Im Park der Burg entdeckten wir doch noch etwas original historisches. Ein mannshoher öffentlicher Radio-Lautsprecher in der Form einer japanischen Laterne aus den 30er oder 40er Jahren des letzten Jahrhunderts.

In den Anfangszeiten des Radios, als noch wenige Haushalte über ein eigenes Gerät verfügten, wurden an zentralen Orten Radio-Lautsprecher aufgestellt. Auf Knopfdruck übertrug dann der Lautsprecher für 10 Minuten das Radioprogramm. Beliebt seien vor allem Übertragungen von Baseball-Spielen, Sumo-Wettkämpfen und Gymnastikprogramme gewesen. 

Ich kann mir aber gut vorstellen, dass das Regime diese Möglichkeit während des 2. Weltkrieges zu Propagandazwecken nutzte, analog den "Volksempfängern" in Nazi-Deutschland.

 


Ausflug nach Kobe

 

Um das berühmte Kobe-Fleisch am Herkunftsort zu geniessen, fuhren wir mit dem Shinkansen (Bullet-Train) nach Kobe. Der Superschnellzug braucht für die 33km Distanz nur 12 Minuten.

Der Begriff Kobe-Steak bezieht sich nicht auf eine bestimmte Rasse (es gibt kein "Kobe-Rind") sondern ist ein geschützter Name für Rindfleisch aus der Kobe Region. Das Fleisch ist stark marmoriert, d.h. mit feinen Fett-Äderchen durchzogen.

Die Steaks waren sehr zart, saftig und geschmacksintensiv. Trotzdem wird es wohl. ein "once-in-a-lifetime Erlebnis bleiben, allein schon wegen dem Preis...

Nach dem Essen war ein Verdauungsspaziergang angesagt. Den Hügel hoch führte der Weg ins Viertel Kitano-cho. Als sich Japan Mitte des 19. Jh. öffnete, haben sich hier westliche Diplomaten und Händler angesiedelt. Etwa ein Dutzend ihrer Häuser sind erhalten und dienen heute den überwiegend japanischen TouristInnen als Museum, Restaurant oder Souveniershop. Jedes Haus ist im damaligen Stil des Herkunftslandes der Expats erbaut.

Auch Starbucks hat sich hier in einer historischen Villa eingemietet. Das wohl stilvollste Starbucks weltweit...

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