Die Sikhs - eine auffällige Minderheit

In Indien leben ca. 20 MIllionen Sikhs was nur 1.7% der indischen Bevölkerung entspricht. Aber wo man sie auch trifft, sie fallen durch ihre imposante Erscheinung auf, vor allem die Männer. Bärtig, gross gewachsen, meistens akkurat gekleidet, mit einem perfekt geschlungenen Turban.

Sikhismus ist eine junge Religion. Die Grundlagen dazu stammen von Guru Nanak Dev (1469 - 1539) der als Wanderprediger durchs heutige Pakistan und Indien (Punjab) zog und Schüler (Sikhs) um sich sammelte, so wie Jesus 1500 Jahre früher in Palästina. Aber anders als dieser, folgten auf Nanak weitere neun Gurus, die sein Werk weiter führten. Der zehnte und letzte Guru vollendete das "Heilige Buch", in dem die Philosophie des Sikhismus dargelegt wird und heute eine ähnliche Bedeutung hat wie die Bibel der Christen.

Der Sikhismus übernahm viele Elemente des Hinduismus und des Islam, grenzt sich aber auch klar gegen diese Religionen ab. So glauben die Sikhs wie die Moslems an nur einen Gott, ganz im Gegensatz zu den Hindus mit ihren unzähligen Göttern. Anderseits glauben sie aber wie diese an die Wiedergeburt, lehnen Asketismus aber strikt ab. Einzigartig ist wohl folgendes Gebot: Sikhs sind zwar mehrheitlich Vegetarier, sie dürfen aber Fleisch essen, doch nur, wenn es nicht halal oder koscher ist, denn das Tier soll  nicht leiden, sondern einen schnellen Tod erfahren.

Eine weitere Eigenart: Alle Sikhs haben den gleichen Nachnamen, die Männer heissen Singh (Löwe) die Frauen Kaur (Prinz - nicht Prinzessin, warum auch immer). Dies wurde schon im 17.Jh. eingeführt, als klare Ablehnung des hinduistischen Kastenwesen, bei dem die Kaste aus dem Nachnamen ersichtlich ist. Die meisten Sikhs führen aber noch einen zweiten Familienname, z.B der Herkunftsort oder ihr Beruf.

 

Sikh-Frauen sind seit jeher den Männern gleich gestellt. Auch Menschen anderer Religionen oder Ethnien werden als geichwertig geachtet. So stehen dann auch die Tempel immer allen Menschen offen.

Überall, wo es grössere Sikh-Gemeinschaften gibt, gibt es einen Tempel (Gurdwara). In der Schweiz gibt es vier, in Spanien ein gutes Dutzend, auf den Kanaren aber meines Wissens keinen.

 

In Nanded, einer Kleinstadt (für indische Verhältnisse) steht einer der fünf wichtigsten Sikh-Tempel der Welt, Hazur Sahib. Hier wurde der letzte Sikh-Guru im Jahr 1708 ermordet und ihm ist dieser Tempel gewidmet.

Erbaut wurde die weitläufige und eindrucksvolle Tempelanlage in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Foto: Google Earth

 

Jeder Mensch kann einen Sikh-Tempel besuchen, muss aber ein paar Regeln beachten:

  • Den Tempel besucht man barfuss, wie die meisten Gotteshäuser dieser Welt. Barfuss heisst bei den Sikhs aber auch ohne Socken.
  • Obligatorisch ist eine Kopfbedeckung, für Frauen wie für Männer. Ein Hut ist nicht angemessen, besser ein Tuch - oder natürlich ein Turban. Da ich im Turbanflechten nicht so geübt bin (ich habe schon mit dem Flechten eines Butterzopf einige Mühe), habe ich mir eines der safrangelben Tücher genommen, die am Eingang verteilt werden.
  • Ansonsten gibt es keine speziellen Kleidervorschriften, es wird aber eine angemessene Kleidung und ein respektvolles Verhalten im Tempelgelände erwartet.
  • Fotos der eigenen Person sind nur gestattet mit gefalteten Händen als Zeichen des Respekts. So werden auch die zahllosen dümmlichen Selfie-Aufnahmen verhindert. Gefällt mir!
  • Alkohol und Tabak in den Tempel mitzubringen ist verpönt.

 

 

 

 

 

 

 

Die Tempelanlage war zur Zeit unseres Besuchs gut besucht, auch von Hindus. Westliche Touristen sahen wir keine.
In der grossen Tempelareal kann man fotografieren, nicht aber im grossen Tempel, dem Herzstück der Anlage.

Wir wurden schon im Zug nach Nanded von einer Mitreisenden darauf aufmerksam gemacht, dass im Tempel dreimal täglich eine Mahlzeit zubereitet würde. Das Essen sei vorzüglich und würde gratis an alle abgegeben, ganz im Sinne des Sikhismus, mit den Mitmenschen zu teilen. Wir dürften dies auf keinen Fall verpassen, meinte die Inderin. Und so schlossen wir uns dann auch dem Menschestrom an, nahmen Platz in der Reihe und liessen uns wie alle andern ein einfaches, aber feines Essen servieren. Vermisst habe ich nur eine etwas bequemere Sitzgelegenheit...

Wir lieben es, wenn wir unverhofft in einen fröhlichen Anlass geraten und sogar noch etwas mitfeiern können. So auch hier: Plötzlich befanden wir uns vor dem Tempel mitten in einer Sikh-Hochzeit, mit Musik und Tanz. Die Aufforderung der Sikh-Frauen zum Tanz nahm Bellazmira natürlich sofort mit grossem Vergnügen wahr.

Die Braut sahen wir leider nicht, wir nehmen an, dass der Bräutigam mit seiner Entourage auf dem Weg zu ihr war.

Am Schluss wurde ich dann auch noch aufgefordert, ein Foto mit dem Bräutigam - das ist natürlich der Blumenbekränzte - machen zu lassen.

Ein schönes Erlebnis!

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Kommentare: 2
  • #1

    Carmen y Victor (Sonntag, 18 Februar 2024 10:39)

    Me ayude un poco del diccionario, pero así he podido practicar hoy mi alemán leyendo una curiosa historia de los Sijs, que no sabía. Por supuesto, deciros que estáis fantásticos en las fotos, que la experiencia ha de ser bonita y que coincido contigo, el asiento me hubiera gustado a mi también más cómodo. Y la comida esa ( konteslos) tiene muy buena pinta. Un abrazo de los dos para los dos.

  • #2

    Bea Durrer Escobar (Montag, 18 März 2024 23:26)

    … einiges über die Sikhs gelernt! Frauen und Männer gleichgestellt seit jeher WOW, genau so wie in der Innerschweiz…