Kolkata 14. - 26.03.2024

Nach Varanasi sind wir nun in einer andern geschichtsträchtigen Stadt Indiens. Bis 1911 war Calcutta - so der damalige englische Name - die Hauptstadt British Indiens und dadurch die wichtigste Stadt des Landes. Viele Prachtbauten zeugen noch heute von der damaligen Grösse, wenn auch zum Teil als dem Verfall überlassene Ruinen.

Kalkota hat zwar "nur" 4.5 Mio EinwohnerInnen, in der Agglomeration leben aber nochmals über 10 Mio. Die Infrastruktur ist dem Bevölkerungsdruck bei weitem nicht gewachsen. Ein Drittel der Stadtbevölkerung lebt in Slums, Wasserversorgung und Abfallentsorgung sind mangelhaft, Stromausfälle an der Tagesordnung und das Verkehrschaos vor allem im Stadtzentrum ist enorm. Allerdings sind sämtliche indischen Grossstädte mit diesen Problemen konfrontiert.

Zugleich hat Kalkota aber auch eine sehr aktive Kultur- und Kunstszene, die Nationalbibliothek hat hier ihren Sitz und die Universitäten einen guten Ruf.

Holi, Festival of Colours, Love and Spring

Das jährliche Holi-Fest, mit dem Millionen von Hindus in aller Welt den beginnenden Frühling feiern, findet in diesen Tagen statt. Und wir wollen mitfeiern!

Dabei geht es recht chaotisch zu:

Zuerst aber ganz gesittet.

Wir besuchen das Tourismusbüro und erhalten neben nützlichen Infos auch eine Einladung vom Büroleiter zu einem offiziellen Anlass am Vorabend des Holi-Festes. Einladungen nehmen wir immer gerne an, auch - oder erst recht - wenn wir nicht wissen, was uns erwartet.

 

Wir begeben uns also zum Presse-Club, wo der Anlass stattfinden soll. Der Club befindet sich am Rande des grössten Parks Kolkatas, Maidan. Unsicher, ob man uns überhaupt einlassen wird, halte ich die Visitenkarte des Tourismus-Managers griffbereit, die wir im Tourismusbüro erhalten haben.

 

Am Eingang werden wir aber mit grossem Hallo begrüsst, wie wenn man nur auf uns gewartet hätte. Wir werden mit Blumen geschmückt, eine Schärpe wird uns umgehängt, wir kriegen aus zärtlicher Hand unsere Gesichter etwas bemalt - und werden in die vorderste Reihe, direkt vor die Bühne, gesetzt. Wir sind die einzigen Ausländer und werden deshalb als Ehrengäste behandelt. Auch Presse und TV sind anwesend und machen mit uns ein Kurzinterview.

Nun erfahren wir auch, dass es sich um das Holi-Fest der "Association of Tourism Service Providers of Bengal" handelt. Die Feier beginnt mit kurzen Ansprachen von Vertretern der Organisation und einiger Gäste. Auch Bellazmira und ich werden auf die Bühne gebeten und wir geben ein kurzes Statement ab.

Danach folgt der musikalische Teil mit der offensichtlich bekannten, da stark bejubelten bengalischen Folk-Sängerin Pousali Banerjee und Bellazmira kann endlich wieder mal tanzen.

 

Am drauffolgenden Tag wird es aber wirklich bunt, laut und wild. Wir besuchen eine öffentliche Holi-Feier auf einem grossen Festgelände. Hier wird nicht an Farbe gespart.

Wie man sieht, ist hier, am frühen Nachmittag,  schon ziemlich viel Alkohol im Spiel.

Nach zwei Stunden haben wir aber genug und wir verlassen das Schlachtfeld.

Der grösste Bodhi-Baum der Welt

Ein krasser Gegensatz zum Holi-Fest ist ein Besuch im Botanischen Garten. Die Hauptattraktion ist hier ein 270 Jahre alter Bodhi-Baum. Für Buddhisten ist ein solcher Baum ein Pilgerziel, denn laut der Überlieferung fand Siddharta Gautama unter einer solchen Pappelfeige sitzend und meditierend seine Erleuchtung.

Das Exemplar hier gilt als der grösste noch lebende Bodhi-Baum weltweit.

Von Weitem ist dieser Baum aber gar nicht als solcher erkennbar, sondern er sieht aus wie ein kleiner Wald.

Der Hauptstamm mit einem Umfang von 16 Metern musste 1925 auf Grund eines massiven Pilzbefalls gefällt werden. Der Baum lebt aber weiter und ernährt sich über ein Netz von Tausenden von Wurzelstämmen.

 

Vor ein paar Jahren wurde der Baum eingezäunt, um das zunehmende Einritzen von Namen zu verhindern.

Wir werden aber von einem Parkwächter, der ein Trinkgeld mit der Begründung ablehnt, er würde anständig bezahlt, eingelassen.

Urbane Logistik

Da die Gassen in der Innenstadt sehr eng und zusätzlich noch verstellt sind mit Garküchen und mobilen Verkaufsständen ist die Warenlieferung an die Geschäfte schwierig. Daher werden die Güter umgeladen auf Rikshas oder auf Lastenträger, welche dann die Auslieferung besorgen.

 

Street-Business

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